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Wurde dafür aber nur verprügelt und musste als Strafe einen Tag ohne Bezahlung, sprich Essen, arbeiten. Hoffentlich gab der Mann ihr Süßigkeiten. Das taten sie oft. Vorher und nachher, manchmal sogar währenddessen. Trotzdem war es ekelhaft und es fiel ihr nun wirklich nicht schwer, zu schreien, zu strampeln und zu weinen. Es war nur so verdammt anstrengend und es tat immer wieder weh. Daran konnte sie sich einfach nicht gewöhnen.
Aber heute hatte sie Glück. Ein Australier buchte sie den ganzen Tag. Das bedeutete, wenn sie es geschickt anstellte, und das konnte sie, würde sie heute wieder richtig satt werden. Der Tag war lang. Aber, wieder mal hatte Rati Glück. Der Mann wollte sie doch tatsächlich eine ganze Woche mieten. Welch ein Glück! Eine Woche satt essen und in einem richtigen Bett schlafen. Süßigkeiten und kleine Geschenke, die sie allerdings Liem geben musste. Das leckere Essen konnte ihr Liem aber nicht wegnehmen.
Die Woche war leider viel zu schnell um. Sie war nun rechtschaffen müde, wund aber - und das war das Wichtigste - satt. Eine Woche lang brauchte sie nicht zu hungern.
Nun lief sie zu ihrem Versteck. Hoffentlich warteten ihre Sachen auf sie. Gestohlen wurde nämlich sehr viel unter den Ärmsten der Armen. Welch ein Glück! Alles war noch da!
Das Schicksal meinte es gut mit Rati. Schnell huschte sie zu ihren Schlafplatz. Ihre Pappmatte breitete sie sorgfältig aus und legte sich nieder. Die neuen Flipflops, ein Geschenk des Australiers, schob sie lächelnd und ganz vorsichtig am Kopfende unter ihre Pappe. Liem hatte mit den Flipflops nichts anfangen können. Sie waren rosa und ihm viel zu klein, passten aber super zu ihrem neuen rosaroten Rock. Der Rock war lang und sehr bequem. Mit ihrer dünnen, löchrigen Decke bedeckte sie ihren geschundenen Körper. Rati schloss ihre Augen und sank in ihre Traumwelt zu Sadhana.
Die Strahlen der Morgensonne schienen schräg in Sadhanas großes Schlafzimmer und kitzelten ihre Nase. Sie schlug freudig ihre seidene Decke zurück. Vor dem Bett standen ein paar Pantoffeln aus Seide mit einem schneeweißen Federpuschel, in die sie hineinschlüpfte. Ihr Schlafgewand, diesmal aus weißem Leinen, war luftig und locker. Sie zog es aus, um in eine große runde Wanne mit lauwarmen, schäumenden Wasser zu steigen. Der Schaum umspülte ihren makellosen Körper und verbarg dezent die ersten Anzeichen einer sich zu einer Schönheit entwickelnden jungen Frau. Nachdem eine Dienerin ihr beim Anlegen eines mit Blumenmuster geschmückten seidenen Sari geholfen hatte, begab sie sich zum Frühstück.
Kurkuma Goldmilch, Gebäck, Süßigkeiten, Obst, der ganze Tisch war voll. Ihre Mutter, eine wunderschöne indische Ex-Schönheitskönigin mit auffallend heller Haut, nahm Sadhana in die Arme. »Meine Prinzessin. Hast du gut geschlafen? Hier ein Stück vom süßen Gebäck. Iss so viel du möchtest.«
»Ja, Mama.« Zufrieden schaute sie auf das große runde Tablett mit den unzähligen kleinen Schüsseln delikater Kleinigkeiten.
»Guten Morgen, Papa.«
»Guten Morgen, mein Augenstern.« Der graumelierte, schlanke Brahmane küsste seine Tochter zart auf die Stirn. »Heute gehe ich mit dir Elefanten reiten.«
Sadhana applaudierte. »Au ja, auf einen Weißen. Bitte Papa. Geht das?«
»Wir werden sehen. Nun frühstücke erst einmal, nach der Schule werden wir weiter sehen.«
Sadhana war glücklich. Ihr Papa würde alles für sie tun. Er hielt immer seine Versprechen.
Nach der Schule - sie war eine ausgezeichnete Schülerin - fuhr sie mit ihren Eltern zum Elefantenreiten. Natürlich auf einem Weißen.
Müde vom ereignisreichen Tag zog sie spät abends ihr Leinenhemd zum Schlafen an. Diesmal ein rotes. Die Pantoffeln ordentlich vor ihr hohes Bett gestellt schlüpfte sie unter die golddurchwirkte, seidene Bettdecke und schlief augenblicklich ein.
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